Solidaritätskundgebungen mit den Protesten im Iran


Am Wochenende demonstrierten zahlreiche Menschen in Kassel, um ihre Solidarität mit den Protesten im Iran auszudrücken. Dort starb vor wenigen Tagen die 22-jährige Mahsa Amînî in iranischem Polizeigewahrsam an den Folgen der ihr unter Folter zugefügten Verletzungen.

Mahsa hieß eigentlich Jîna. So lautete der kurdischer Name, den iranische Behörden ihr verboten hatten öffentlich zu tragen. Sie wurde von der Moralpolizei des islamischen Regimes verhaftet, weil sie ihre Kopfbedeckung nicht ordnungsgemäß getragen hätte. Infolge ihres Todes kam es insbesondere im kurdischen Westen des Iran (Ostkurdistan) zu Aufständen, bei denen immer wieder Frauen ihren Hidschab, das traditionelle islamische Kopftuch, ablegten oder öffentlich verbrannten.

In vielen Städten außerhalb des Iran kam es zu Solidaritätsaktionen, so auch am 23. und 24. September in Kassel. An beiden Tagen gab es Kundgebungen, bei denen lautstark gegen die islamische Republik demonstriert wurde. Am Freitag kamen ca. 150 Menschen auf den Kasseler Königsplatz zusammen, am Samstag versammelten sich über 200 vor dem Rathaus.

In einer Rede der feministischen Organisation Gemeinsam Kämpfen wurde der Mord an Jîna Amînî als staatlicher Femizid im Kontext der Frauenunterdrückung im Iran eingeordnet. Ähnlich wird der staatliche Mord an Jîna Mahsa Amini von vielen Feminist:innen weltweit verstanden.

So schrieb Cenî, das kurdische Frauenbüro für Frieden e.V., in seiner Erklärung: “Von der Besatzung, Gewalt, Repression und Unterdrückung, durch die Staaten sich am Leben halten, sind wie immer Frauen am stärksten betroffen. Die organisierte Kraft von Frauen und allen unterdrückten Gruppen ist gleichzeitig die treibende Kraft für den Aufbau von Frieden, Freiheit und Gleichheit”

Die feministische Dimension der Proteste im Iran war dabei in den vergangenen Tagen auch in Kassel sichtbar: Ein Großteil der Demonstrationsteilnehmerinnen waren Frauen und immer wieder wurde die Parole „Jin, Jian, Azadî“ („Frauen, Leben, Freiheit“) angestimmt.

Einige Frauen werfen unter Applaus der umstehenden Menschen Kopftücher auf den Boden, die Menge ruft „Marg bar jomhuri-yeeslami!“ („Tod der islamischen Republik“).

Eine Rednerin sagte, dass sie sich nichts sehnsüchtiger wünsche, als ihre Familien im Iran endlich wieder umarmen zu können und keine Angst mehr haben zu müssen um jene, die dort leben. Auch die zahlreichen Exporte industrieller Waren aus westlichen Ländern, insbesondere jene aus Deutschland, wurden in einer Rede angeprangert. Viele dieser Produkte ermöglichen es dem Regime seine Terrorherrschaft durchzusetzen: Von Elektroschockern bis zu Baukränen, an denen Menschen aufgehängt werden.

“Der Sieg über die islamische Republik wird weiblich sein.”

Initiative “Free Iran Now”

Bereits in der Vergangenheit hatte es immer wieder Massenproteste gegeben, die jedoch jedes Mal von den iranischen Repressionsbehörden niedergeschlagen wurden. Zuletzt in ähnlicher Ausprägung 2019. Die Hoffnung ist groß, dass die Proteste diesmal gesellschaftliche Umwälzungen nach sich ziehen könnten. Es geht um Demokratisierung, Säkularisierungen, Freiheit – und vor allem um Frauenrechte. Die Kasseler Initiative Free Iran Now brachte diesen Lichtblick auf den Punkt: „Die Zeichen stehen auf Revolution“.

Derweil dauern die Proteste schon fast eine Woche an und die Gewalt, mit der der iranische Staat versucht, die Poteste einzuhegen, wird immer größer. Es ist inzwischen die Rede von über 50 Todesopfern. Doch zugleich gehen Nacht für Nacht immer mehr Menschen auf die Straße und demonstrieren für ein Ende der Mullah-Herrschaft.

Kundgebung in Solidarität mit den Protesten im Iran 24.09.2022

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