Am 6. Dezember veranstaltete die Antifa Kassel eine Demonstration gegen den regelmäßigen Stammtisch der Alternative für Deutschland in der Kneipe “Zur Marbachshöhe”. Weil der Stammtisch bisher im Verborgenen stattfand, wird das den derzeit eher angeschlagenen Kreisverband besonders geärgert haben.
Am Dienstagabend, den 06. Dezember demonstrierten rund 150 Menschen gegen einen Stammtisch der Kasseler AfD in der Gaststätte “Zur Marbachshöhe”. Nach Angaben der Antifa Kassel, die zu dem Protest aufgerufen hatte, lasse die AfD dort monatlich ihren Stammtisch stattfinden. Den besuchten teils über 50 Parteianhänger, hieß es im Aufruf. Schon länger ist bekannt, dass auch die Rechtsterroristen Stephan Ernst und Markus Hartmann vor dem Mord an Walter Lübcke Besucher des Kasseler AfD-Stammtischs waren.
Nach Berichten antifaschistischer Gruppen gelte die Gaststätte seit einigen Jahren als das inoffizielle Parteibüro der AfD. Weiteres Aufsehen gab es 2021: Die Räumlichkeit wurde durchsucht, da ihr Betreiber Michael G. dort eine Fälscherwerkstatt für Impfpässe betrieben haben soll. Das Gelände gehört außerdem zum Komplex der anliegenden Bundeswehrkaserne, und soll als Kantine den Mittagstisch für die Bundeswehrsoldaten stellen.
Links-Rechts Konfrontation in Kassel
Die Antifa-Demonstration in Kassel steht in einer längeren Entwicklung von Ereignissen: Über die letzten Jahre erschienen mehrere antifaschistische Recherchedossiers über die Kasseler AfD und es häuften sich Berichte auf dem linken Internetportal indymedia über größere und kleinere Sachbeschädigungen an den Privatwohnungen und Büros der Kasseler Parteifunktionäre.
Die rechte Partei versuchte sich derweil weiter zu etablieren, fuhr jedoch in der letzten Kommunalwahl eine Schlappe ein. Kundgebungen und Veranstaltungen wurden weniger oder fielen aus und ihr ohnehin überaltertes Personal stagniert. Nach antifaschistischen Aktionen löste sich sogar ein Ortsverband der AfD im Landkreis Kassel auf, da es an willigen Nachrückern fehlte.
Auch der Kasseler Zweig der Jungen Alternative (JA) fiel im Laufe des Jahres in sich zusammen und stellt keine Mitglieder des hessenweiten Vorstandes mehr. Darüber hinaus steht ein Jugendlicher mit Verbindungen zur Kasseler JA nach einem Antifa-Outing und Presseberichten im Verdacht, für eine Körperverletzung am Ortsvorsteher der Kasseler Nordstadt verantwortlich zu sein.
Kurz vor der Demonstration am 6. Dezember veröffentlichte zudem die Antifa Recherche-Gruppe task eine Fotodokumentation der Stammtische.
Dynamische Demonstration gegen Stammtisch
In dieser Situation wurde nun mit dem Stammtisch zum Protest gegen eines der letzten funktionierenden Formate der Kasseler AfD aufgerufen. Die antifaschistische Demonstration begann mit rund 150 Teilnehmer*innen auf dem Vorplatz des Bahnhofs Wilhelmshöhe und bewegte sich von dort über den Hasselweg in Richtung der Gaststätte an der Eugen-Richter-Straße.
Kaum an der Gaststätte angekommen, warfen einige schwarz gekleidete Demonstrationsteilnehmer*innen Pyrotechnik, Böller und Gegenstände auf das Gebäude. Unter Parolen wie „Ganz Kassel hasst die AfD“ zog die Demonstration schließlich zurück zum Bahnhof Wilhelmshöhe. Dort angekommen löste sich die bis dahin sehr dynamische Demonstration schnell auf.
Trotzdem es zu einem kurzen Tumult vor der Gaststätte kam, wurde nach Angaben der Veranstalter keine*r der Demonstrierenden von der Polizei in Gewahrsam genommen. Die Antifa Kassel zog im Nachgang eine positive Bilanz. Die Demonstration sei ein kurzfristiger und sehr kämpferischer Mobilisierungserfolg gewesen und habe den öffentlichen Druck auf die AfD in Kassel weiter erhöht.
Die AfD Kassel gab derweil bekannt, dass ihr Stammtisch nicht weiter in der Gaststätte Marbachshöhe stattfinden würde. Wo und ob sie sich weiter zu Veranstaltungen treffen wird, bleibt abzuwarten.