17:00 - 19:00
Woanders (tba), siehe Veranstaltungsdetails
Kassels koloniale Spuren: Ein postkolonialer Stadtrundgang zeigt neue Perspektiven
Deutsche Kolonialgeschichte ist derzeit Gegenstand leidenschaftlicher Debatten. Streitpunkte betreffen den Umgang mit Denkmälern und belasteten Straßennamen, die Thematisierung des deutschen Kolonialismus in Schulbüchern, sowie die Aussöhnung mit den Herero und Nama, an denen deutsche Truppen zwischen 1904 und 1908 einen Völkermord verübten.
Auch Kassel ist ein Ort, der intensiv mit der Geschichte des deutschen Kolonialismus verstrickt ist. Der Anatom Samuel Thomas Soemmering erarbeitete hier eine Theorie des „wissenschaftlichen Rassismus“, die Henschel-Werke fertigten Schienen und Eisenbahnzüge, die Kolonialsoldaten und Rohstoffe transportierten, und in der Orangerie fanden Kolonialausstellungen statt.
Dieses historische Erbe ist im heutigen Stadtbild nicht auf den ersten Blick sichtbar. Doch für einen verantwortungsvollen Umgang mit Geschichte ist es wichtig, die Spuren kolonialer Herrschaft wieder sichtbar zu machen – so etwa die Standorte von Kolonialwarenläden und -ausstellungen, die Ausbildungsstätten für Koloniallandwirte, die rassenkundlichen Experimente in der Forschung. Die Initiative kassel postkolonial führt seit 2015 postkoloniale Stadtspaziergänge durch und lädt dazu ein, Kassel neu kennenzulernen. Ziel ist es, Verbindungen zwischen Kassels Rolle im historischen Kolonialismus und unserem Alltag heute zu ziehen und die Verwobenheit Kassels mit globalen gesellschaftlichen Entwicklungen zu betrachten. Das bedeutet, einen kritischen Blick auf Machtverhältnisse, Handelswege oder Architekturen zu werfen und dabei ganz bewusst sowohl deren Geschichte als auch deren Gegenwart ernst zu nehmen.
Der nächste Spaziergang wird am 7.9. 2020 um 17 Uhr stattfinden. Die Initiative freut sich auf rege Teilnahme (bis zu 25 Personen) und bittet um Anmeldung unter ">