Knapp 100 Menschen haben am 31. März 2021 vor dem Hauptbahnhof gegen Polizeigewalt demonstriert. Zur Kundgebung wurde kurzfristig anlässlich eines aktuellen Falls von Polizeigewalt, der sich am Vorabend in Kassel ereignet hatte, aufgerufen.
Am Dienstagabend badete eine Gruppe junger Frauen in der Fulda, als sie bemerkten, dass sie von einem älteren Mann fotografiert wurden. Sie forderten ihn auf, das Fotografieren zu unterlassen, woraufhin dieser, ein Ex-Polizist, die Polizei rief. Anstatt die Situation aufzuklären wollte die Polizei die Personalien der Frauen aufnehmen. Eine Frau weigerte sich, ihre Personalien anzugeben. Daraufhin wurde sie von vier Polizisten unter körperlicher Gewalt auf dem Boden fixiert und in Handschellen auf die Wache gebracht. Dort musste sie sich, so eine Freundin der Frau, komplett entkleiden. Einer Freundin, die den Vorfall in der Aue gefilmt hatte, wurde von den Polizisten ohne Beschlagnahmungsprotokoll das Handy abgenommen.
In den Wortbeiträgen auf der Kundgebung sprachen mehrere Personen, die bei dem Vorfall ebenfalls anwesend waren. Sie berichteten von ihrer Fassungslosigkeit über die Brutalität der Polizisten gegenüber ihrer Freundin. Dass die Frauen von der Polizei als die Schuldigen behandelt wurden und nicht der Mann, der Fotos von den Frauen gemacht hätte, sei reine Täter-Opfer-Umkehr, so eine Rednerin. Sie forderte, die Anzeige gegen die Frauen fallenzulassen. Eine weitere Person, sprach darüber, dass ihr in der Vergangenheit als Betroffene sexualisierter Gewalt oft von einer Anzeige bei der Polizei abgeraten wurde, weil sie sich nicht gewehrt habe. Nun habe sie sich gewehrt, indem sie den Mann freundlich gebeten habe, das Fotografieren zu unterlassen. Darauf habe die Polizei jetzt derart gewalttätig reagiert. In ihren Augen gehe das nicht zusammen.
Es sprachen darüber hinaus am offenen Mikrofon auch Personen, die in der Vergangenheit Polizeigewalt aufgrund von zugeschriebener politischer Zugehörigkeit oder rassistischen Zuschreibungen erfahren haben. In den Redebeiträgen wurde einerseits die Machtlosigkeit hervorgehoben, der sich viele Betroffene in den Situationen von Polizeigewalt gegenübersehen. Es wurde aber auch betont, dass es Möglichkeiten gebe, Betroffene durch Solidarität zu unterstützen.
Vielfach wurde in den Redebeiträgen die Institution der Polizei insgesamt kritisiert, denn in ihr seien Rassismus und Sexismus strukturell angelegt. Die Forderungen, wie mit dem Problem der Polizeigewalt umzugehen sei, streuten breit von der Forderung nach Sexismus- und Rassismussensibler Ausbildung in der Polizei bis hin zu ihrer gänzlichen Abschaffung als staatliches Repressionsorgan.