“Nach dem Rechten sehen”


In der zweiten Septemberwoche fand in der Kasseler Nordstadt das “Nach dem Rechten sehen” Festival statt. Hunderte Menschen kamen an fünf Tagen zum gemeinsamen Hören, Diskutieren und Zeit verbringen zusammen.

Über 30 Workshops, Vorträge und Theaterstücke konnten die Teilnehmer:innen des Festivals von Mittwoch bis Sonntag besuchen. Von Veranstaltungen zu Abtreibungsgegner/innen, über Rechtsextremismus im Gaming, bis hin zu Islamismus und türkischen Nationalismus in Kassel wurde gemäß dem Motto “politische Bildung, Aufklärung und Sensibilisierung” auf verschiedene Erscheinungsformen der politischen Rechten aufmerksam gemacht. Höhepunkt des insgesamt sehr gut besuchten Festivals bildeten dabei die “Asyl-Monologe” von der “Bühne für Menschenrechte” am Samstagabend.

“Es gibt keine Verschwörung, keinen Geheimplan dunkler Mächte in der Coronakrise. Was dieser Tage passiert ist vielmehr ebenso offensichtlich wie unerträglich: Kapitalinteressen werden durchgesetzt, flankiert vom Staatsapparat und legitimiert von einem öffentlichen Diskurs, der den Rechtsradikalen – sei es mit oder ohne Uniform – das Wort redet.”

Eröffnungsrede des “Nach dem Rechten sehen”

Entsprechend dem Ziel, über rechte Tendenzen in der Gesellschaft aufzuklären, thematisierte das Festival auch die gegenwärtige ökonomisch-soziale Krise sowie die Mobilisierungen gegen die Corona-Verordnungen. So wurde etwa in der Eröffnungsrede auf die dort verbreiteten antisemitischen Denkmuster hingewiesen. Zugleich wurde betont, dass die Antwort dagegen nicht einfach lauten dürfe, die vermeintliche aufgeklärte Gesellschaft zu verteidigen. Stattdessen müsse die Vernünftigkeit des Normalzustandes selbst in Frage gestellt werden.

Jenseits der politischen Diskussionsveranstaltungen gab es auch ein breites Jugend- und Kulturprogramm. Mit Hygienekonzept und unter freiem Himmel konnte auch in diesem Sommer wieder Konzerte veranstaltet werden: “Lena Störfaktor” und das Musikprojekt “Rapfugees” traten im Boreal neben dem Schlachthof auf.

Ein Mitveranstalter zeigte sich glücklich über den Verlauf das Festivals. Das “Nach dem Rechten sehen” sei für ihn dieses Jahr auch trotz der widrigen Umständen großartig gewesen. Man müsse nun in den kommenden Tagen “die viele guten Eindrücke, aber auch die Dinge die nicht so gut gelaufen sind” erst einmal verarbeiten und nachbesprechen.

“Das ‘Nach dem Rechten sehen’ ist nur einer von vielen Schritt um gegen die sich gegenwärtig verschärfenden gesellschaftlichen Tendenzen vorzugehen. In der positiven Resonanz zeigt sich die Bedeutung und Notwendigkeit des Festivals als Ort zur Reflexion, zur Vernetzung und zum Austausch in Kassel.”

Mitveranstalter nach Ende des Festivals

Ob das Festival nach den zwei erfolgreichen Jahren auch nächsten Sommer wieder stattfinden wird, könne erst das kommende Jahr zeigen. Der Wille und und die Notwendigkeit dafür bestehen auf jeden Fall weiter, so der Veranstalter.

Unabhängig von dem “Nach dem Rechten Sehen” zog am vergangen Samstagabend auch eine antifaschistische Demonstration am Festivalgelände vorbei durch die Kasseler Nordstadt. Dabei sollte augenscheinlich gezeigt werden, dass es im Stadtvierteil weiterhin keinen Platz für Faschist/innen aller Couleur gibt.