19:00 - 20:30
Sara Nussbaum Zentrum
Gespräch: „Erinnerungsdebatten – Historikerstreit 2.0, documenta 15 und die Gegenwart des Antisemitismus“
Desde 7.10.2023 erlebt die Welt eine Welle von unverhohlenem Antisemitismus und Vernichtungswünschen gegen den Staat Israel. Das größte antisemitische Massaker seit der Shoah, begangen von der Hamas und ihren Helfern, hat bei sehr vielen Menschen nicht zur Solidarität mit den Opfern und ihren Familien, den Jüdinnen und Juden und der israelischen Bevölkerung geführt, sondern zu Hass und Häme, Täter-Opfer-Umkehr, Relativierungen, Verleugnungen bis hin zur Begeisterung für die Tat. In der öffentlichen Auseinandersetzung um seine Bewertung finden sich auch ideologische Versatzstücke, die bereits in den gesellschaftspolitischen Debatten der vergangenen Jahre eine Rolle gespielt haben.
Zu nennen sind hier vor allem der Historikerstreit 2.0 und die Debatte um die documenta_fifteen. (…)
Das hat unmittelbare politische Konsequenzen, vor allem für jüdisches Leben und den Staat Israel: Denn wenn am Holocaust nichts „beispiellos“ gewesen sein soll, dann wird die Spezifik des Antisemitismus verkannt, verliert an Bedeutung und lässt den Vorwurf konstruieren, es sei genug mit dem Gedenken und der Solidarität: Der Katechismus gehöre überwunden. Dass Demonstranten nach dem 7. Oktober Parolen wie „Free Palestine from German Guilt“ durch die Straßen Berlins skandieren, muss daher in direktem Zusammenhang mit diesen Debatten gesehen werden – die Parole wurde im Rahmen der documenta_fifteen geprägt, um Kritik an antisemitischen Inhalten in einigen Kunstwerken abzuwehren.
Die Gedenkstätte Breitenau und das Sara Nussbaum Zentrum laden daher ein, sich diesen Debatten erneut zu widmen und sie vor dem Hintergrund des 7. Oktober aufzugreifen.