20:00 - 22:00
Université de Kassel, Kassel
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Seit Beginn des Ukraine-Kriegs wird beinah einhellig von Putins-Krieg gesprochen und damit gerade die innergesellschaftlichen Verhältnisse in Russland und im postsowjetischen Raum vernachlässigt.
Felix Jaitner argumentiert in einem kürzlich veröffentlichten Beitrag in der PROKLA (2022 / Nr. 3), dass der schrankenlose neoliberale Umbau in der frühen Transformationsphase der russischen Föderation hin zu einem ressourcen-extraktivistischen Produktionsmodells, maßgeblich durch einen autoritären Umbau des politischen Systems abgesichert wurde und sich nach Putins Amtsübernahme noch verschärfte.
Die expansive Außenpolitik des Kremels sei deshalb auch als Reaktion auf die verschiedenen innenpolitischen Krisenprozesse dieser Entwicklung in Russland und im postsowjetischen Raum zu verstehen. Die Vorgeschichte des Krieges ist deshalb auch eine Geschichte der Einführung des Kapitalismus in den entstehenden postsowjetischen Nationalstaaten.
Felix Jaitner hat zu Entwicklungskonflikten des russischen Machtblocks promoviert. Er leitet den Klima- und Umweltbereich des Austausch e.V., einer NGO in Berlin.