Unter dem Motto „Keine Profite mit der Not: Uspołecznij Wintershall!” demonstrierten am Samstag, the 29.10.2022, etwa hundert Menschen vor der Firmenzentrale des Kasseler Öl- und Gaskonzerns Wintershall Dea für Umverteilung von Übergewinnen und für Klimagerechtigkeit.
Zu der Kundgebung hatte die Gruppe Climate Justice Kassel (KligK) nazywa, die seit Jahren fester Bestandteil klimapolitischer Debatten und Aktivitäten in Kassel ist. Der Protest richtete sich gegen den in Kassel ansässigen Großkonzern Wintershall Dea, welcher in 13 Ländern weltweit Erdgas und Öl fördert.
In den Wochen vor der Kundgebung waren in vielen Kasseler Briefkästen Flyer gelandet, auf denen den Kasseler Bürger*innen 7.500€ Gas-Geld pro Kopf als Umverteilung der Übergewinne von Wintershall Dea versprochen wurden. Im Rahmen eines “Herbstevents” wurden Bürger*Innen darüber hinaus eingeladen, Anträge auf das Energiegeld abzuholen. Dieses Geld solle Bürger*Innen helfen, die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise abzufedern, so der Text auf dem Flyer. Außerdem versprach der Flyer, dass das Unternehmen sozial- und umweltverträglich aus dem Gasgeschäft aussteigen würde.
Wintershall wandte sich daraufhin an die Öffentlichkeit und betitelte die Flyer als “Fake”. Der Konzern wies jegliche Verantwortung von sich und bat darum, keine Anträge einzureichen.
Dies nahm Kligk zum Anlass, im Rahmen einer Kundgebung auf die vorherrschenden Missstände aufmerksam zu machen:
Wintershall Dea heizt durch die Förderung und den Verkauf von Erdgas die Klimakrise weiter an, da Erdgas aus Methan besteht, was 84-mal so klimaschädlich ist wie CO2. Darüber hinaus hat Wintershall Dea auch Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen in Ländern des Globalen Südens mit zu verantworten. So betreibt der Konzern zum Beispiel Fracking in Argentinien, was mit der Vertreibung indigener Gemeinschaften von ihrem Land einhergeht.
Außerdem steht Wintershall Dea in der Kritik für seine zahlreichen Geschäfte mit Gazprom und Russland in der Kritik, die der Konzern trotz des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine weiter betreibt. Fast die Hälfte des Öls und Gas fördert Wintershall Dea weiterhin in Russland.
KligK kritisiert auch, dass der Konzern durch die stark gestiegenen Energiepreise des immens umwelt- und klimaschädlichen Erdgases seine Profite enorm steigern konnte.
“Letztes Jahr hatte Wintershall noch Milliarden an Schulden – diese konnten sie nicht nur tilgen, ale teraz mają dodatkowe 1,8 Mrd. zgromadzone euro”
Climate Justice Kassel
Diese Profite stammen maßgeblich aus den Geldbeuteln der Bürger*Innen. Die hohen Preise belasten besonders die Menschen mit weniger Einkommen, von denen viele inzwischen Angst haben, im Winter ihre Heizung anzumachen.
Neben dem sofortigen Stopp des Ausbaus der Gas-Infrastruktur und einer Reduktion des Gasverbrauchs in klimaschädlicher Industrie fordert KligK eine Übergewinnsteuer zugunsten der Menschen, sowie die Vergesellschaftung von Wintershall Dea. Durch eine demokratische Kontrolle könnten soziale und ökologische Ziele außerhalb der Profitlogik für das Unternehmen festgelegt werden, so KligK
Dies beinhalte den Stopp neuer fossiler Projekte, mittelfristig einen Ausstieg aus der Nutzung von Erdgas insbesondere in der Industrie, sowie eine Umverteilung von Profiten aus klimaschädlichen Praktiken. Die Umverteilung solle zu Gunsten der Länder des Globalen Südens erfolgen, indem ihre Schulden erlassen würden und Entschädigungen für die Folgen kapitalistischer Raubwirtschaft gezahlt würden.
KligK hatte für die Kundgebung Anträge auf die im Flyer versprochenen 7.500€ Gas- Geld für die Kasseler Bürger*innen vorbereitet. Diese konnten vor Ort aber leider nicht eingeworfen werden: Wintershall Dea hatte im Vorfeld ihren Briefkasten abmontiert. KligK ermutigte dennoch, Anträge auf Gas-Geld auszufüllen und per Post an Wintershall zu schicken. Außerdem rief KligK dazu auf, auch darüber hinaus gegen Wintershall Dea aktiv zu werden.
Angesichts der steigenden Energiepreise wurde außerdem auf Anlaufstellen hingewiesen, die Menschen in Not unterstützen, und die man in Zeiten der Energiepreiskrise kontaktieren kann. Von der Caritas über die Linken-Sozialberatung bis zur Arbeiterwohlfahrt gibt es zahlreiche Beratungsangebote. Zudem rief KligK die Bürger*Innen mit sicheren Einkommen dazu auf, ihr Energiegeld über die Initiative sanktionsfrei.de/energie an einen Soli-Topf zu spenden und so direkt umzuverteilen.