Am Montag den 01.03.2021 forderten rund 200 Menschen vor dem Rathaus „Leyla und Meryem: bleiben“. Sie demonstrierten damit für den gesicherten Aufenthalt und eine Arbeitserlaubnis für Leyla und Meryem Lacin. Organisiert wurde die Kundgebung von der Initiative pour Leyla et Meryem bestehend aus den Freunden und Freundinnen von Leyla und Meryem.
Leyla und Meryems Fall erlangte besondere Aufmerksamkeit, da beide Personen bereits seit über 30 Jahren in Deutschland und seit knapp 10 Années de vie à Kassel. Bisher haben die Behörden der Stadt Kassel und die Behörden in Oberfranken, wohin Leyla und Meryem 1988 aufgrund von Verfolgung durch den türkischen Staat zunächst hinflohen, sich die Verantwortung für den Fall gegenseitig zugeschoben.
Um die Stadt Kassel und insbesondere die Sozialbürgermeisterin Ilona Friedrich zum Handeln zu bewegen, hatte die Initiative pour Leyla et Meryem sich bereits in einem offenen Brief an diese gewendet. Das Kollegium von Leyla startete eine bundesweite Unterschriftenaktion, welche noch bis zum 10. März läuft. Auf der Kundgebung wurde verkündet, dass bisher 2700 personnes die Petition unterschrieben haben, mittlerweile sind es bereits über 3000 Unterschriften.
Leyla Lacin und ihre Mutter Meryem wohnen seit 2011 à Kassel, haben einen weitläufigen Freundes- und Bekanntenkreis aufgebaut und Arbeit gefunden. Seit über fünf Jahren ist Leyla als Assistenzkraft bei einem ambulanten Pflegedienst beschäftigt.
Von der Betriebsrätin Constanze W. wurde sie auf der Kundgebung als gut eingearbeitete und hilfsbereite Kollegin beschrieben. In ihrem Team und von ihren Vorgesetzten werde sie für ihre Arbeit allgemein sehr geschätzt. Dennoch wurden dem Arbeitgeber für die Beschäftigung von Leyla hohe Strafzahlungen vom Hauptzollamt Gießen auferlegt und ihre Tätigkeit illegalisiert.
Dabei ist die selbständige finanzielle Versorgung für Tochter und Mutter von großer Wichtigkeit, da Meryem Lacin bisher trotz schwerer Erkrankung keinen dauerhaften Krankenversicherungsschutz hat. Die Mutter erlitt bisher mehrere Schlaganfälle, leidet an Diabetes und einer Immunschwäche. Da der Zugang zu einer gesicherten medizinischen Grundversorgung fehlt, musste sie bereits zwei Herzinfarkte zuhause auskurieren – wie Leyla während der Kundgebung berichtete. Eine Arbeitskollegin von Leyla sagte das Vorgehen der Behörden sei wider jeder Vorstellung von Menschlichkeit und Logik.
„Ihr gehört zu Kassel, wie wir es tun. Genauso wie für uns, ist hier auch euer Zuhause.“
Initiative pour Leyla et Meryem
In ihrem Redebeitrag stellte die Initiative pour Leyla et Meryem fête, dass die Behörden dringend handeln müssen, um für die beiden eine sichere Perspektive zu schaffen. Sie schloss mit einem Appell an Nobert Strauch den Vorsitzenden der Ausländerbehörde Kassel und Ilona Friedrich: „Auch wenn wir wissen, dass Leyla und Meryem nicht die einzigen in einer solch schwierigen Lage sind, dürfen wir nicht aufhören uns für die Menschlichkeit in dieser Stadt einzusetzen, wenn wir davon erfahren. Auch Ihr Anspruch, Frau Friedrich, kann das nicht sein. Leyla muss arbeiten dürfen, beide müssen hier leben dürfen, weil hier ihr Zuhause ist.“
Nach ihrem eigenen Redebeitrag und zum Abschluss der Kundgebung sang Leyla noch ein Lied über die Schönheit der Natur in den Bergen Kurdistans, womit verdeutlicht werden sollte, dass sie nicht freiwillig ihre ehemalige Heimat verlassen habe.